Windböen und ein Wal am Strand
Unsere Saison begann im März, an einem regnerischen Samstag, als wir bei Kuchen und Sekt das Ziel festlegen: Aufstieg in die Regionalliga. Genauer sogar schon ein wenig vorher, als klar wird, dass Ilka und Ulrike unsere Mannschaft verstärken werden.
Ein paar Wochen später bestellen wir acht weiße SCC-Hoodies und erstellen eine WhatsApp-Gruppe. Das Profilbild ziert Suzanne Lenglen, die französische Tennisspielerin und Modeikone der 1920er-Jahre, die 25 Grand Slam-Titel gewann. Was kann da noch schiefgehen?
Das erste Spiel Anfang Mai, zuhause gegen TC RC Sport aus Leipzig, beginnt allerdings wenig glamourös. Schön spielen mit Chic und Charme ist nicht an diesem Tag, da Windböen gefühlt das letzte Sandkorn auf dem Platz in die Waldböschung wehen. Doch ein solides 6:3 und die Abendsonne auf der SCC-Terrasse lassen uns optimistisch nach vorne blicken, auch wenn Paola wegen „Knie“ erstmal pausieren wird. Eine Woche später geht’s auswärts ins beschauliche Lichtenrade, wo wegen der Nachbarn in den anliegenden Wohnstraßen nur bis 20 Uhr gespielt werden darf. Wir halten uns dann auch nicht lange auf – mit der Ausnahme von Susan, die nach drei Tiebreaks so was von knapp verliert und als Superkämpferin unvergessen bleibt.
Anfang Juni folgt ein Höhepunkt, das Auswärtsspiel in Rostock, gegen die Nummer zwei der Gruppe. Im Vorfeld beschäftigen uns einige Fragezeichen: Wo übernachten wir? Packen wir Strandsachen ein? Und die Frage aller Fragen: Sind wir überhaupt genug Spielerinnen? Ja, nicht zuletzt dank Ilka, die wunderbar flexibel plant und an diesem Wochenende viele Kilometer Landstraße in Kauf nimmt. Der TC BW Rostock entpuppt sich als idyllischer Club am Waldrand, der uns für die Einzel sechs Courts zur Verfügung stellt. Wir verteidigen unsere Position mit 6:3 und so macht sich schon am frühen Nachmittag Urlaubsstimmung breit. Zum Glück nehmen uns die Gegnerinnen den Sieg nicht übel und verraten uns beim Essen ihre besten Adressen on the beach: Sonnenuntergang am Meer, Pommes mit Chili-Mayo-Sauce und Aperol Spritz – wir können die Strandbar „Wal“ in Warnemünde nur weiterempfehlen. Der Wal, ein imposantes Modell aus Holz direkt an der Brandung, lockt uns auch am nächsten Tag. Tiefentspannt rollen wir schließlich nachmittags die Strandtücher zusammen. Doch wo ist Thereses Autoschlüssel? Wir graben gefühlt drei Kubikmeter Sand um und stellen mehrere Strandkörbe auf den Kopf – nur um am Ende festzustellen, dass der Schlüssel im Kofferraum liegen geblieben ist. Aber hey, was ein schönes Wochenende!
Zurück zum Tennis. Das vierte und letzte Gruppenspiel steht an. Ziemlich problemlos können wir zuhause ein 7:2 gegen den TC Wilmersdorf verbuchen. Ende Juni folgt das Spiel um den Sieg der Ostliga. Gaby verstärkt uns gegen den TC GW Nikolassee und entpuppt sich als die absolute Geheimwaffe, dank der wir uns ein 3:3 nach den Einzeln sichern. Mit einer cleveren Doppelaufstellung holen wir die noch notwendigen zwei Punkte – und können uns Ostmeisterinnen nennen!
Dann ist erstmal Sommerpause. Während die einen erfolgreich durch die Berliner Turniere cruisen, teilen andere Urlaubsfotos, kurieren ihre maladen Knie oder durchstöbern postsowjetische Museen. Ende August dreht sich bei WhatsApp endlich wieder alles um den gelben Filzball: Das Aufstiegsspiel in die Regionalliga steht bevor. Am 9. September geht’s gegen den Hahndorfer TC, den Zweitplatzierten aus der Nordliga. Die Mannschaft aus der Nähe von Goslar reist am Vortag mit großer Fanbase inklusive des 1. Vorsitzenden an. Wir starten bei bestem Wetter und auch punktemäßig läuft es in unserem Sinne, denn nach der ersten Einzelrunde steht es 3:0. Danach folgt ein Krimi zwischen den beiden Nummer eins – High Noon auf Platz M sozusagen. Corinna und ihre Gegnerin liefern sich ein schier endloses Match-Tiebreak, das der Hahndorfer TC schließlich mit 17:15 für sich verbuchen kann. Ein mentaler Booster für die Gäste aus Niedersachsen, die sich noch einen zweiten Einzelpunkt schnappen. Zum Glück bleibt bei Paola der Arm locker, sodass wir mit einem 4:2 in die Doppel starten. Zügig und schnörkellos holen Corinna und Ilka den fünften und entscheidenden Punkt. Einen Doppelpunkt geben wir noch ab; und den letzten Streich zum 6:3 holt sich das dritte Doppel mit einem famosen Überkopfball von Gaby. Wir haben es geschafft: Regionalliga, wir kommen!
Es spielten: Corinna Kuhr-Korolev, Ilka Teschauer, Paola Carega, Ulrike Brandenburg, Dorothea Kübler, Susan Hatzmann, Therese Christierson, Nicole Sußet, Gaby Wernicke.