Jackpot Im fünften Anlauf
Die 1. Herren 40 des Tennis-Clubs SCC haben es nach dem fünften Regionalligatitel in Folge nun endlich geschafft und sich nach einem zweiten und drei dritten Plätzen den Deutschen Meistertitel auf heimischer Anlage geholt. So weit zu den Fakten, die allerdings wenig beschreiben, wie emotional und einmalig dieses Wochenende vor etwa 1.500 Zuschauern bei traumhaftem Sommerwetter gewesen ist. Doch der Reihe nach.
Zunächst ein ganz kurzer Ausflug in die Vorrundenspiele: Alle sieben Matches waren nach kürzester Zeit beendet, kein Gegner konnte auch nur einen Satz gegen einen SCC‘er gewinnen. Der TC Jade Wilhelmshaven war dabei noch der schwerste Gegner, musste allerdings auch gegen das stärkste SCC-Team antreten und war somit auch chancenlos.
Finale dahoam
Teilnehmer der „Final Four“, die in diesem Jahr nach vierjähriger Abstinenz wieder im SCC stattfanden, waren neben dem Berliner Gastgeber zum dritten Mal in Folge der TC Blau-Weiß Bohlsbach, der auch als zweimaliger Titelträger und souveräner Regionalligameister Süd-West anreiste. Dazu die Sieger der Regionalliga Süd, der traditionsreiche MTTC Iphitos München und der TC Bredeney Essen, der etwas überraschend die starke Regionalliga West gewann. Vor allem der 5:4 Vorrunden-Sieg über den TC Ratingen war wohl schon der kleine Deutsche Meistertitel für die Jungs aus dem Ruhrpott.
Samstag, den 31.8.2019 ging es um 9:30 Uhr zunächst zur Auslosung der Paarungen. Einige Verwirrung herrschte bezüglich der Punktevergabe für den Tennis-Club SCC. Irrtümlich wurde mit Magnus Larsson der dritte, nicht spielberechtigte, Ausländer bei der Punktvergabe berücksichtigt, was zu einer falschen Setzung führte. Die Prozedur musste somit wiederholt werden, mit dem veränderten Ergebnis, dass der SCC auf Iphitos München und Bredeney Essen als Punktstärkster auf den punktschwächsten TC BW Bohlsbach traf.
Nach Begrüßung und Einlaufmusik für jedes Team auf dem Center Court ging es dann mit 30 Minuten Verspätung endlich los. Und die erhofften Stars gaben sich tatsächlich allesamt die Ehre. Für den SCC spielten mit Nicolas Kiefer, Arnaud Clément, Thomas Enqvist und Magnus Larsson gleich vier ehemalige Top-Ten ATP-Spieler. Doch auch die Namen Jiri Novak, Alexander Waske, David Prinosil, Martin Sinner, Björn Phau, Michael Kohlmann, Frank Moser und Bohdan Uhlirach sprachen für allerhöchste Tennis-Qualität.
Es stellte sich bald heraus, dass es wohl am Sonntag zum Showdown zwischen den Bohlsbachern und den Berlinern kommen würde. Einzig Sven Löchting vom TC Bredeney konnte nach starker Leistung den Ehrenpunkt beim Spiele gegen Bohlsbach holen. Die Münchener blieben gegen die Berliner dagegen chancenlos (0:6). Nur unser Davis-Cup Kapitän Michael Kohlmann vom MTTC Iphitos München hielt gegen die ehemalige Nummer 8 der Welt, Arnaud Clément, den zweiten Satz lange offen und musste sich erst im Tiebreak des zweiten Satzes geschlagen geben.
Das Finale stand somit fest. Doch die Enttäuschung bei Bredeney und Iphitos hielt sich in Grenzen, wussten sie doch schon vorher, dass es gegen diese Hochkaräter schwierig werden sollte. So kam DJ Sanchez schon um 15 Uhr zum Zuge und ließ den Nachmittag in einen laut-feuchtfröhlichen Abend münden. Immerhin so feucht und fröhlich, dass SCC-Sportwart Jens Thron kurzerhand die Einlaufmusik am Sonntag für die Essener auf die White Stripes der Seven Nation „Party“ Army änderte, wobei wir beim denkwürdigen Final-Sonntag angekommen waren.
Die Finalteams schlugen in ähnlicher Besetzung wie am Vortag auf. Nur David Prinosil ersetzte Martin Sinner bei den Bohlsbachern an Sechs. Ein geschickter Schachzug, denn „Prino“ zeigte Routine, Spielstärke und Frische in eindrucksvoller Weise und ließ seinem Gegner Andreas Strauchmann überhaupt keine Zeit, um ins Spiel zu kommen. Er überrollte Strauchi 6:0 6:1, dem man auch ein wenig die Nervosität anmerkte, zumal dies sein letztes Karriere-Match sein sollte, denn er verkündete dies mit verdrückter Träne am Ende des Tages.
An Position 4 zeigte Thomas Enqvist gegen Bohdan Uhlirach ein nahezu fehlerfreies Match, spielte extrem druckvoll. Bohdan spielte weiß Gott nicht schlecht, doch Thomas ließ überhaupt nichts zu: 6:4 und 6:2 hieß es schließlich für die ehemalige Nummer 4 der Welt.
Dramatik dagegen auf dem übervollen Center Court. Zwischenzeitlich knapp 1.000 vornehmlich Berliner Zuschauer versuchten SCC-Superstar Nicolas Kiefer zum Sieg zu klatschen. Zunächst aber ohne Erfolg. Trotz 5:4 und 40:15 Führung musste er den ersten Satz mit 7:5 an Alexander Waske abgeben, der auch im zweiten Satz schon wieder mit Break davonzueilen drohte. Doch vielleicht auch etwas beeindruckt von der Atmosphäre verlor Alex etwas seine Aufschlagsicherheit, die sich bei „Kiwi“ dagegen im Laufe des Matches immer mehr einfand. Das Match kippte. Zwei Breaks folgten und damit einhergehend Satz 2 für den SCC’er mit 6:4. Begleitet von lauten „Kiwi“-Rufen seiner Mini-Fans ließ er nun nicht mehr locker, sicherte sich Punkt um Punkt und reckte schließlich nach dem Matchball beim 10:4 die Hände gen Himmel: 2:1 für den SCC. Und damit einhergehend auch so ein bisschen der gefühlte Turn-Around des Tages. Ein 1:2 nach der ersten Runde bei der gefürchteten Doppelstärke des Deutschen Meisters wäre sicherlich schon eine Hypothek gewesen.
Längst hatten die Spiele der zweiten Runde auf den Plätzen 1 und 2 begonnen. Auch hier sah es gut aus für den SCC. Arnaud Clément wurde seiner leichten Favoritenrolle gegen Frank Moser gerecht und dominierte die Partie. Am Ende hieß es 6:3 und 6:3 für den Wirbelwind aus Aix en Provence. Überraschend dagegen die Führung für den SCC’er Axel Finnberg, der gegen Europameister Marcus Hilpert den ersten Satz holte. Doch die warmen Temperaturen spielten Marcus in die Karten, „Finnes“ druckvolles Spiel war kräftezehrend und auch sein lädiertes Knie machte sich bemerkbar. Es ging in den Match-Tiebreak. Und hier war es dann reine Nervensache. Mit den gefühlt letzten Körnern rettete sich Axel unter Jubelstürmen ins Ziel und holte den nicht für möglich gehaltenen vierten Punkt nach Charlottenburg.
Es war wie gemalt. Alles war nun angerichtet für das Center Court Match von Björn Phau und Jiri Novak. Björn, anfänglich noch sauer auf sein Team („keine Sau guckt bei mir zu“), weil das SCC-Team „Finne“ ins Ziel hieven mussten, schoss sich langsam warm und den Frust von der Seele. Mit unglaublicher Dynamik und Power bretterte er die Bälle übers Netz. Doch wer dachte, das sollte ja wohl locker reichen, sah sich getäuscht. Jiri hielt eindrucksvoll dagegen. Ein packender Ballwechsel jagte den nächsten, „unforced errors“ kaum zu sehen.
Doch egal was Jiri auch anstellte, Björn war bereits zur Stelle. Man konnte mit den Blicken kaum folgen, wie schnell der 40-jährige Phau die Platzgrenzen abgraste. Langsam neigte sich die Waage in Richtung Björn (6:4 6:3) und die Gewissheit, dass der Pott nach fünf Anläufen endlich auf der Zielgerade nach Charlottenburg einbiegen sollte. Und so kam es dann auch. Das gesamte Team des SCC landete kurze Zeit später im Kinder-Swimmingpool der Anlage. Klatschnass brüllte der Männerchor den Eichkamp in Grund und Boden... Gebt mir ein „S“, gebt mir ein „C“, gebt mir noch ein „C“. Was heißt das? Deutscher Meister SCC!!!
Nach den Doppeln der Partie um Platz Drei, die der TC Bredeney mit 5:4 für sich entschied, ging es an die Siegerehrung und die Pokalübergabe an den überglücklichen SCC-Kapitän Philipp Fischer, durchgeführt von TVBB-Präsident Dr. Klaus-Peter Walter. Sie war geprägt von dem, was das ganze Wochenende auf den Plätzen bereits zu spüren war: Größter Respekt vor den Leistungen und dem Fair-Play der Spieler und dem Gefühl, dass dieses Wochenende allen Spielern unvergesslich bleiben wird.
Die Meisterparty, in guten Händen von DJ Sanchez, endete für viele erst in den montäglichen Morgenstunden, ganz nach dem Motto des Einlaufliedes des SCC „Schwarz zu blau“. Ein Dank geht an alle Beteiligten, die tollen Zuschauer und Fans, speziell auch an unsere Gastronomie, die dieses Wochenende so einmalig gemeistert haben. Insbesondere geht der Dank aber an Philipp Fischer, der das alles für den SCC erst möglich gemacht hat. Irre!
Doch last but not least noch einmal ein Wort über unsere Spieler, die uns allen neben ihren bärenstarken Leistungen auf dem Platz immer wieder aufs Neue gezeigt haben, was es heißt, respektvoll und fair miteinander umzugehen. Wie Magnus Larsson schon ein Jahr zuvor gesagt hatte, dieses Team hat seinen Namen mehr als verdient: „One Team, One Goal!!“